Ständige Fazilitäten.

Definition

Die Fazilität kommt aus dem Bankenenglisch „facility“ und bezeichnet die Möglichkeit, innerhalb festgelegter Grenzen kurzfristig Kredite in Anspruch zu nehmen oder Guthaben anzulegen.

Ober- & Untergrenze

Die ständigen Fazilitäten werden vor allem dafür genutzt, dem Zins für kurzlaufende Interbankenkredite – also das Tagesgeld – eine Ober- bzw. Untergrenze zu setzen. Dabei setzt die Spitzenrefinanzierungsfazilität die Obergrenze, die Einlagenfazilität die Untergrenze. 

Zweck

Hauptzweck der ständigen Fazilitäten ist es, starken Ausschlägen bei den Geldmarktzinssätzen vorzubeugen. 

Weiterführende Videos

Dauer: 03:33

Dauer: 04:48

Textzusammenfassung

Einleitung

Das Eurosystem greift nicht direkt in die Kreditpolitik der Banken ein.

Es nimmt aber indirekt Einfluss und nutzt dabei, dass Banken dauerhaft einen Bedarf an Zentralbankgeld haben.

Einer der geldpolitischen Instrumente, um indirekt das Wirtschaftsgeschehen zu beeinflussen, sind neben den Offenmarktgeschäften die „ständigen Fazilitäten“.

Bevor wir aber mit der Erklärung und einem Beispiel starten, siehst du zur Erinnerung nochmal die Übersicht der geldpolitischen Instrumente, wo du neben den Offenmarktgeschäften auch die ständigen Fazilitäten sehen kannst.

"Fazilität"

Jetzt zu den ständigen Fazilitäten.

Zuallererst sollten wir klären, was überhaupt eine „Fazilität“ ist. Die Fazilität kommt aus dem Bankenenglisch „facility“ und bezeichnet die Möglichkeit, innerhalb festgelegter Grenzen kurzfristig Kredite in Anspruch zu nehmen oder Guthaben anzulegen.

Ok, alles klar. Bei ständigen Fazilitäten geht es somit um eine Möglichkeit, quasi ständig eine Art von kurzfristigen Krediten in Anspruch zu nehmen.

Kurz und knapp erklärt sind ständige Fazilitäten also geldpolitische Mittel der europäischen Zentralbank, mit welchem sehr kurzfristige Kredite den Geschäftsbanken zur Refinanzierung bis zum nächsten Geschäftstag eingeräumt werden. Diese Möglichkeit der Refinanzierung ist unbegrenzt. 

Das Besondere bei dieser Art der Refinanzierung ist, dass die Initiative von den Geschäftsbanken ausgeht und nach eigenem Ermessen in Anspruch genommen werden kann. Gleichzeitig besteht auch die Möglichkeit, dass Geschäftsbanken über Nacht Geld anlegen können.

Ober- & Untergrenze

Und wofür werden die ständigen Fazilitäten genutzt? Die ständigen Fazilitäten werden vor allem dafür genutzt, dem Zins für kurzlaufende Interbankenkredite – also das Tagesgeld – eine Ober- bzw. Untergrenze zu setzen. Dabei setzt die Spitzenrefinanzierungsfazilität die Obergrenze, die Einlagenfazilität die Untergrenze. Wie die Ober- und Untergrenze funktionieren und welche Funktion diese haben, erklären wir dir jetzt.

Obergrenze

Beginnen wir mit der Obergrenze, der Spitzenrefinanzierungsfazilität. Bei der Spitzenrefinanzierungsfazilität kann eine Bank „über Nacht“ auf eigene Initiative einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen, um einen kurzfristigen Bedarf an Zentralbankgeld abzudecken. Sie muss aber auch diesen Kredit durch Hinterlegung von Pfändern sichern. Am nächsten Tag muss der Kredit getilgt werden.

Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität ist höher als der Satz des Hauptrefinanzierungsgeschäfts. Er bildet im Allgemeinen die Obergrenze für den Tagesgeldzins.

Denn keine Bank, die über ausreichend Sicherheiten verfügt, wird einer anderen Bank für einen Übernachtkredit einen höheren Zins zahlen, als sie bei der Zentralbank für einen Übernachtkredit zahlen muss.

Also gilt hier das Prinzip: Banken, die über Nacht Geld brauchen, leihen sich von Banken, die das Geld nicht brauchen, über Nacht Geld.

Sollte die Geschäftsbank, die Liquidität über Nacht benötigt, keine andere Geschäftsbank finden, welche ihre überschüssige Liquidität für einen Zinssatz zwischen der Obergrenze, also dem Spitzenrefinanzierungsfazilitätszinssatzes, und der Untergrenze, also dem Einlagenfazilitätszinssatzes, anbieten möchte, wird die Geschäftsbank mit der zu niedrigen Liquidität diese zum Spitzenrefinanzierungsfazilitätszinssatzes bei der Zentralbank beantragen.

Untergrenze

Die Einlagenfazilität ist dabei quasi der Gegenpart der Spitzenrefinanzierungsfazilität. Im Rahmen der Einlagenfazilität können die Banken überschüssige – und damit unverzinste – Sichteinlagen auf ihrem Zentralbankkonto bis zum nächsten Geschäftstag auf einem speziellen Konto bei der Zentralbank zu einem festen Zins anlegen. Dieser Zins ist niedriger als der Satz des aktuellen Hauptrefinanzierungsgeschäfts. Er bildet im Allgemeinen die Untergrenze des Tagesgeldzinses und verhindert somit ein starkes Absinken dieses Zinses nach unten.

Denn keine Bank wird Zentralbankgeld an eine andere Bank zu einem niedrigeren Zins verleihen, als sie für eine vollständig ausfallsichere Einlage bei der Zentralbank erhalten kann.

Also gilt hier das Prinzip: Banken, die ihr Geld über Nacht nicht brauchen, leihen Banken, die das Geld unbedingt brauchen, über Nacht Geld. Sollte die Geschäftsbank, die überschüssige Liquidität über Nacht abbauen möchte, keine andere Geschäftsbank finden, welche diese Liquidität für einen Zinssatz zwischen der Obergrenze, also dem Spitzenrefinanzierungsfazilitätszinssatzes, und der Untergrenze, also dem Einlagenfazilitätszinssatzes, in Anspruch nehmen möchte, wird die Geschäftsbank mit der überschüssigen Liquidität diese zum Einlagenfazilitätszinssatz bei der Zentralbank anlegen.

Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität ist in der Regel deutlich höher und der Zinssatz für die Einlagefazilität in der Regel deutlich niedriger als der herrschende Geldmarktsatz. Infolgedessen nutzen die Kreditinstitute die ständigen Fazilitäten normalerweise nur, wenn sie keine anderen Möglichkeiten haben.

Zweck

Und wofür braucht man jetzt die ständigen Fazilitäten?

Hauptzweck der ständigen Fazilitäten ist es, starken Ausschlägen bei den Geldmarktzinssätzen vorzubeugen. Da der Zugang zu diesen Fazilitäten (abgesehen von den geforderten Sicherheiten bei der Spitzenrefinanzierungsfazilität) keinen Beschränkungen unterliegt, bilden der Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität und der Zinssatz der Einlagefazilität im Allgemeinen die Ober- bzw. Untergrenze des Tagesgeldsatzes am Geldmarkt.

Beispiel

Ja gut, so viel zur Theorie. Prima. Für das richtige Verständnis jetzt nochmal umgangssprachlich.

Es gibt drei Player, die wichtig zu beachten sind. Player Number One ist die Zentralbank. Diese legt die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagenfazilität fest. Player Number Two ist die zusammengefasste Gruppe der Geschäftsbanken, die über einen Überschuss an Liquidität verfügen. Player Number Three ist die zusammengefasste Gruppe der Geschäftsbanken, die Liquidität kurzfristig benötigen.

Player Number Two fragt bei Player Number Three nach, ob er denn Liquidität, also Geld, gerade braucht. Wenn Player Number Three antwortet „Nope, brauch‘ ich gerade nicht mehr. Bin inzwischen gut versorgt.“,…

dann will Player Number Two sein Geld, was gerade rumliegt und nicht gebraucht wird, irgendwie gewinnbringend anlegen. Verständlich, da eine niedrige Rendite immer noch besser ist als gar keine Rendite.

Player Number Two weiß aber, dass er das Geld nur während der Nacht nicht braucht. Am nächsten Tag muss ihm das überschüssige Geld wieder zur Verfügung stehen.

Deswegen geht Player Number Two jetzt zu Player Number One und fragt, ob er sein überschüssiges Geld über Nacht bei ihm anlegen kann. Player Number One fragt verdutzt: „Will Player Number Three wirklich kein Geld von dir?“. Player Number Two entgegnet: „Nope. Hab‘ gefragt. Er meinte, er sei gut versorgt. Wer nicht will, der hat schon. Also, passt das? Kann ich dir mein Geld über Nacht geben für etwas Rendite?“. Player Number One: „Mensch, Player Number Two. Du weißt doch, dass ich dir immer etwas im Gegenzug für das Geld gebe. Bekommst‘ es morgen wieder und ich leg noch ein bisschen Geld drauf.“

Finanzkrise 2007 / 2008

In der Finanzkrise 2007/2008 gab es sogar einen speziellen Fall. Player Number Two ging auch damals zu Player Number One und fragte, ob er über Nacht doch bitte sein überschüssiges Geld bei ihm anlegen könnte. Player Number One antwortete damals auch wieder verdutzt: „Will Player Number Three wirklich kein Geld von dir? Ich habe gehört, dem Player Number Three mangelt es gerade an Geld und er bräuchte es recht dringend.“. Anders als zuvor antwortete Player Number Two: „Doch, Player Number Three will Geld. Ich vertraue ihm halt nicht, dass er mir das Geld mit den versprochenen Zinsen morgen wiedergibt.“ In der Finanzkrise vertrauten sich also die Geschäftsbanken untereinander nicht mehr, was die Krise und deren Ausmaß noch verschlimmerte.

Aus der Erklärung der ständigen Fazilitäten kann man auch einige Gründe, warum Geschäftsbanken diese in Anspruch nehmen, ableiten.

Mindestreserve

Einer der Gründe ist, dass Geschäftsbanken Verpflichtungen zur Mindestreserve einhalten müssen. Sollten sie diese mal nicht einhalten können, können Sie durch das Nutzen der Spitzenrefinanzierungsfazilität den fehlenden Betrag bis zur Mindestreserve decken. Auch anderweitige Engpässe hinsichtlich der Liquidität können die Geschäftsbanken bis zu nächsten Geschäftstag entgehen.

Geldmarkt steuern

Kommen wir zum Abschluss dazu, wie die EZB mit den ständigen Fazilitäten den Geldmarkt des Eurosystems steuert.

Anleihenanteil im Portfolio

Durch das Festlegen der Obergrenze, also des Zinssatzes für die Spitzenrefinanzierungsfazilität, und der Untergrenze, also des Zinssatzes für die Einlagenfazilität, bestimmt die EZB den Korridor, in welchem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Will die EZB, dass die Geschäftsbanken mehr Geld der Wirtschaft zur Verfügung stellt und die Geschäftsbanken überschüssige Liquidität eher abbauen, dann senkt die EZB die Ober- und Untergrenze. Denn wenn der Korridor sehr tief liegt, suchen sich Geschäftsbanken zwangsweise Alternativen für ihre überschüssige Liquidität. Will die EZB, dass die Geschäftsbanken eher weniger Geld der Wirtschaft zur Verfügung stellt und die Geschäftsbanken Liquidität aufbauen, dann kann die EZB die Ober- und Untergrenze anheben. Durch den angehobenen Korridor wird es für Geschäftsbanken wieder attraktiver, liquider zu sein als zuvor.

Wie du merkst, sind die ständigen Fazilitäten somit ein weiteres, nützliches, geldpolitisches Instrument der EZB, um das Geschehen indirekt zu beeinflussen.

Ständige Fazilitäten.

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Definition

Die Fazilität kommt aus dem Bankenenglisch „facility“ und bezeichnet die Möglichkeit, innerhalb festgelegter Grenzen kurzfristig Kredite in Anspruch zu nehmen oder Guthaben anzulegen.

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Ober- & Untergrenze

Die ständigen Fazilitäten werden vor allem dafür genutzt, dem Zins für kurzlaufende Interbankenkredite – also das Tagesgeld – eine Ober- bzw. Untergrenze zu setzen. Dabei setzt die Spitzenrefinanzierungsfazilität die Obergrenze, die Einlagenfazilität die Untergrenze.

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Zweck

Hauptzweck der ständigen Fazilitäten ist es, starken Ausschlägen bei den Geldmarktzinssätzen vorzubeugen.

Weiterführende Videos

Dauer: 03:33

Dauer: 04:48

Dauer: 04:10

Textzusammenfassung

Einleitung

Das Eurosystem greift nicht direkt in die Kreditpolitik der Banken ein.

Es nimmt aber indirekt Einfluss und nutzt dabei, dass Banken dauerhaft einen Bedarf an Zentralbankgeld haben.

Einer der geldpolitischen Instrumente, um indirekt das Wirtschaftsgeschehen zu beeinflussen, sind neben den Offenmarktgeschäften die „ständigen Fazilitäten“.

Bevor wir aber mit der Erklärung und einem Beispiel starten, siehst du zur Erinnerung nochmal die Übersicht der geldpolitischen Instrumente, wo du neben den Offenmarktgeschäften auch die ständigen Fazilitäten sehen kannst.

"Fazilität"

Jetzt zu den ständigen Fazilitäten.

Zuallererst sollten wir klären, was überhaupt eine „Fazilität“ ist. Die Fazilität kommt aus dem Bankenenglisch „facility“ und bezeichnet die Möglichkeit, innerhalb festgelegter Grenzen kurzfristig Kredite in Anspruch zu nehmen oder Guthaben anzulegen.

Ok, alles klar. Bei ständigen Fazilitäten geht es somit um eine Möglichkeit, quasi ständig eine Art von kurzfristigen Krediten in Anspruch zu nehmen.

Kurz und knapp erklärt sind ständige Fazilitäten also geldpolitische Mittel der europäischen Zentralbank, mit welchem sehr kurzfristige Kredite den Geschäftsbanken zur Refinanzierung bis zum nächsten Geschäftstag eingeräumt werden. Diese Möglichkeit der Refinanzierung ist unbegrenzt. 

Das Besondere bei dieser Art der Refinanzierung ist, dass die Initiative von den Geschäftsbanken ausgeht und nach eigenem Ermessen in Anspruch genommen werden kann. Gleichzeitig besteht auch die Möglichkeit, dass Geschäftsbanken über Nacht Geld anlegen können.

Ober- & Untergrenze

Und wofür werden die ständigen Fazilitäten genutzt? Die ständigen Fazilitäten werden vor allem dafür genutzt, dem Zins für kurzlaufende Interbankenkredite – also das Tagesgeld – eine Ober- bzw. Untergrenze zu setzen. Dabei setzt die Spitzenrefinanzierungsfazilität die Obergrenze, die Einlagenfazilität die Untergrenze. Wie die Ober- und Untergrenze funktionieren und welche Funktion diese haben, erklären wir dir jetzt.

Obergrenze

Beginnen wir mit der Obergrenze, der Spitzenrefinanzierungsfazilität. Bei der Spitzenrefinanzierungsfazilität kann eine Bank „über Nacht“ auf eigene Initiative einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen, um einen kurzfristigen Bedarf an Zentralbankgeld abzudecken. Sie muss aber auch diesen Kredit durch Hinterlegung von Pfändern sichern. Am nächsten Tag muss der Kredit getilgt werden.

Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität ist höher als der Satz des Hauptrefinanzierungsgeschäfts. Er bildet im Allgemeinen die Obergrenze für den Tagesgeldzins.

Denn keine Bank, die über ausreichend Sicherheiten verfügt, wird einer anderen Bank für einen Übernachtkredit einen höheren Zins zahlen, als sie bei der Zentralbank für einen Übernachtkredit zahlen muss.

Also gilt hier das Prinzip: Banken, die über Nacht Geld brauchen, leihen sich von Banken, die das Geld nicht brauchen, über Nacht Geld.

Sollte die Geschäftsbank, die Liquidität über Nacht benötigt, keine andere Geschäftsbank finden, welche ihre überschüssige Liquidität für einen Zinssatz zwischen der Obergrenze, also dem Spitzenrefinanzierungsfazilitätszinssatzes, und der Untergrenze, also dem Einlagenfazilitätszinssatzes, anbieten möchte, wird die Geschäftsbank mit der zu niedrigen Liquidität diese zum Spitzenrefinanzierungsfazilitätszinssatzes bei der Zentralbank beantragen.

Untergrenze

Die Einlagenfazilität ist dabei quasi der Gegenpart der Spitzenrefinanzierungsfazilität. Im Rahmen der Einlagenfazilität können die Banken überschüssige – und damit unverzinste – Sichteinlagen auf ihrem Zentralbankkonto bis zum nächsten Geschäftstag auf einem speziellen Konto bei der Zentralbank zu einem festen Zins anlegen. Dieser Zins ist niedriger als der Satz des aktuellen Hauptrefinanzierungsgeschäfts. Er bildet im Allgemeinen die Untergrenze des Tagesgeldzinses und verhindert somit ein starkes Absinken dieses Zinses nach unten.

Denn keine Bank wird Zentralbankgeld an eine andere Bank zu einem niedrigeren Zins verleihen, als sie für eine vollständig ausfallsichere Einlage bei der Zentralbank erhalten kann.

Also gilt hier das Prinzip: Banken, die ihr Geld über Nacht nicht brauchen, leihen Banken, die das Geld unbedingt brauchen, über Nacht Geld. Sollte die Geschäftsbank, die überschüssige Liquidität über Nacht abbauen möchte, keine andere Geschäftsbank finden, welche diese Liquidität für einen Zinssatz zwischen der Obergrenze, also dem Spitzenrefinanzierungsfazilitätszinssatzes, und der Untergrenze, also dem Einlagenfazilitätszinssatzes, in Anspruch nehmen möchte, wird die Geschäftsbank mit der überschüssigen Liquidität diese zum Einlagenfazilitätszinssatz bei der Zentralbank anlegen.

Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität ist in der Regel deutlich höher und der Zinssatz für die Einlagefazilität in der Regel deutlich niedriger als der herrschende Geldmarktsatz. Infolgedessen nutzen die Kreditinstitute die ständigen Fazilitäten normalerweise nur, wenn sie keine anderen Möglichkeiten haben.

Zweck

Und wofür braucht man jetzt die ständigen Fazilitäten?

Hauptzweck der ständigen Fazilitäten ist es, starken Ausschlägen bei den Geldmarktzinssätzen vorzubeugen. Da der Zugang zu diesen Fazilitäten (abgesehen von den geforderten Sicherheiten bei der Spitzenrefinanzierungsfazilität) keinen Beschränkungen unterliegt, bilden der Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität und der Zinssatz der Einlagefazilität im Allgemeinen die Ober- bzw. Untergrenze des Tagesgeldsatzes am Geldmarkt.

Beispiel

Ja gut, so viel zur Theorie. Prima. Für das richtige Verständnis jetzt nochmal umgangssprachlich.

Es gibt drei Player, die wichtig zu beachten sind. Player Number One ist die Zentralbank. Diese legt die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagenfazilität fest. Player Number Two ist die zusammengefasste Gruppe der Geschäftsbanken, die über einen Überschuss an Liquidität verfügen. Player Number Three ist die zusammengefasste Gruppe der Geschäftsbanken, die Liquidität kurzfristig benötigen.

Player Number Two fragt bei Player Number Three nach, ob er denn Liquidität, also Geld, gerade braucht. Wenn Player Number Three antwortet „Nope, brauch‘ ich gerade nicht mehr. Bin inzwischen gut versorgt.“,…

…dann will Player Number Two sein Geld, was gerade rumliegt und nicht gebraucht wird, irgendwie gewinnbringend anlegen. Verständlich, da eine niedrige Rendite immer noch besser ist als gar keine Rendite.

Player Number Two weiß aber, dass er das Geld nur während der Nacht nicht braucht. Am nächsten Tag muss ihm das überschüssige Geld wieder zur Verfügung stehen.

Deswegen geht Player Number Two jetzt zu Player Number One und fragt, ob er sein überschüssiges Geld über Nacht bei ihm anlegen kann. Player Number One fragt verdutzt: „Will Player Number Three wirklich kein Geld von dir?“. Player Number Two entgegnet: „Nope. Hab‘ gefragt. Er meinte, er sei gut versorgt. Wer nicht will, der hat schon. Also, passt das? Kann ich dir mein Geld über Nacht geben für etwas Rendite?“. Player Number One: „Mensch, Player Number Two. Du weißt doch, dass ich dir immer etwas im Gegenzug für das Geld gebe. Bekommst‘ es morgen wieder und ich leg noch ein bisschen Geld drauf.“

Finanzkrise 2007 / 2008

In der Finanzkrise 2007/2008 gab es sogar einen speziellen Fall. Player Number Two ging auch damals zu Player Number One und fragte, ob er über Nacht doch bitte sein überschüssiges Geld bei ihm anlegen könnte. Player Number One antwortete damals auch wieder verdutzt: „Will Player Number Three wirklich kein Geld von dir? Ich habe gehört, dem Player Number Three mangelt es gerade an Geld und er bräuchte es recht dringend.“. Anders als zuvor antwortete Player Number Two: „Doch, Player Number Three will Geld. Ich vertraue ihm halt nicht, dass er mir das Geld mit den versprochenen Zinsen morgen wiedergibt.“ In der Finanzkrise vertrauten sich also die Geschäftsbanken untereinander nicht mehr, was die Krise und deren Ausmaß noch verschlimmerte.

Aus der Erklärung der ständigen Fazilitäten kann man auch einige Gründe, warum Geschäftsbanken diese in Anspruch nehmen, ableiten.

Mindestreserve

Einer der Gründe ist, dass Geschäftsbanken Verpflichtungen zur Mindestreserve einhalten müssen. Sollten sie diese mal nicht einhalten können, können Sie durch das Nutzen der Spitzenrefinanzierungsfazilität den fehlenden Betrag bis zur Mindestreserve decken. Auch anderweitige Engpässe hinsichtlich der Liquidität können die Geschäftsbanken bis zu nächsten Geschäftstag entgehen.

Geldmarkt steuern

Kommen wir zum Abschluss dazu, wie die EZB mit den ständigen Fazilitäten den Geldmarkt des Eurosystems steuert.

Anleihenanteil im Portfolio

Durch das Festlegen der Obergrenze, also des Zinssatzes für die Spitzenrefinanzierungsfazilität, und der Untergrenze, also des Zinssatzes für die Einlagenfazilität, bestimmt die EZB den Korridor, in welchem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Will die EZB, dass die Geschäftsbanken mehr Geld der Wirtschaft zur Verfügung stellt und die Geschäftsbanken überschüssige Liquidität eher abbauen, dann senkt die EZB die Ober- und Untergrenze. Denn wenn der Korridor sehr tief liegt, suchen sich Geschäftsbanken zwangsweise Alternativen für ihre überschüssige Liquidität. Will die EZB, dass die Geschäftsbanken eher weniger Geld der Wirtschaft zur Verfügung stellt und die Geschäftsbanken Liquidität aufbauen, dann kann die EZB die Ober- und Untergrenze anheben. Durch den angehobenen Korridor wird es für Geschäftsbanken wieder attraktiver, liquider zu sein als zuvor.

Wie du merkst, sind die ständigen Fazilitäten somit ein weiteres, nützliches, geldpolitisches Instrument der EZB, um das Geschehen indirekt zu beeinflussen.